Mein Fritzinger-MR 2, Bericht einer Reanimation

 

 

So, nachdem das Auto endlich von der Karosserie her fertig ist will ich mal meinen Bericht der Wiederherstellung abliefern. Doch fangen wir damit an :

 

How it all started

Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Corolla Coupe (Typ AE86) als Hobby-Auto. Ich hatte keine Eile dabei denn ich hatte Zeit und wollte einen gut erhaltenen als Basis finden. Aber wie sagt man so schön: "Erstes kommt es anders und zweitens als man denkt." In meinem Fall kam es ganz anders als geplant und einige Zufälle verhalfen mir zu einer Rarität.  Aber ich greife der Story vor...

Es begann damit, daß  mein Hallenvermieter fragte ob ich mir seinen Subaru ansehen könnte. Er hatte einen Unfall damit gehabt und fragte ob ich ihn richten könnte. Während ich mir den Schaden betrachtete erzählte er mir, was er da von der Straße geschupst hatte. "War ein roter Toyota, ein sportlicher." Ich tippte auf eine Celica und dachte nur: "Oh, schade drum." Dann meinte er, daß der Motor "hinten" montiert gewesen währe. Da wurde ich dann hellhörig, denn diese Beschreibung engte die Wahl auf etwa zwei Fahrzeuge aus dem Landkreis ein. Entweder der rote SW20-MR2 aus dem Nachbarort, oder der Fritzinger-MR2 aus der Kreisstadt auf den ich schon lange ein Auge geworfen hatte.

 

Zum Thema Fritzinger

Die Firma Fritzinger, ansässig in Kaiserslautern war früher ein Toyota-Autohaus dessen Chef in den Bereichen Tuning und Rennsport recht aktiv war. Unter anderem fuhr er auf einem AW11-MR2 Rallys. Bei seinem Rallyauto handelte es sich um einen verbreiterten MR2. Von diesem Auto bot er auch optisch identische Rebliken an. Es handelte sich um einen Karosseriebausatz, bestehend aus zwei Kotflügeln für vorne, einer anderen Front, Kastenverbreiterungen für die hinteren Seitenteile, Seitenschwellern (ein Teil mit den hinteren Verbreiterungen), einer Stoßstange für hinten, einem Satz Spurverbreiterungen für beide Achsen, einem Satz Alufelgen (7x15 mit 205/225er oder 205er Bereifung) sowie einer Vierrohrauspuffanlage. Die Karosserieteile bestehen aus Glasfaserkunststoff und sind keine Importteile sondern wurden damals speziell für die Firma Fritzinger entworfen. Den Bausatz gab es damals zur Selbstmontage zu kaufen oder als komplett fertig umgebautes Fahrzeug. Wohl deswegen ist jeder Fritzinger etwas anders. Einmal sind die Übergänge Karosserie --> Verbreiterung sichtbar, einmal glattgespachtelt. Einmal ist der Stoß Schweller --> Kotflügel sichtbar, einmal verspachtelt. Einmal ist die Längsnut in der Tür sichtbar, einmal glattgespachtelt. Da mein MR2 in diesen Details vom Prospektblatt abweicht gehe ich davon aus, daß er von privat aufgebaut wurde.

Meines Wissens nach entstanden nur etwa 20 Bausätze, bzw Fahrzeuge. Mein MR2 ist einer davon, bzw einer der neun die von den 20 noch leben sollen.

 

 

Zurück zum Thema

Einige Nachforschungsarbeiten zum Verbleib des Unfallgegners ergaben, daß es tatsächlich die Rarität war, die da hatte leiden müsssen. Ich kannte den damaligen Besitzer flüchtig und ließ ihn vom Interesse meinerseits an dem Fahrzeug wissen und ihm meine Telefonnummer zukommen. Nachdem er mich angerufen hatte und  meine Mom es dann doch mal für nötig hielt mir auszurichten, daß er angerufen hatte (nach dem zweiten Anruf seinerseits) machte ich einen Termin für die Besichtigung aus  und mußte dabei erfahren, daß schon ein Interessent vorhanden war. Trotzdem sah ich mir das Auto tags darauf an und checkte mal die typischen Roststellen des AW11 ab, die mir Marc (der Webmaster von www.mr2center.de ) genannt hatte. Leider fand ich dort im Bereich der hinteren Seitenteile auch Rost vor, der Vorderbau, incl der A-Säulen blieb jedoch ohne Befund. Leider erwies sich jedoch der Schaden vom Unfall als heftiger als am Telefon beschrieben. Denn es hatte nicht nur die Kunststoffverbreiterung erwischt wie der Vorbesitzer meinte , sondern auch das Blechseitenteil dahinter eingedrückt. Ferner war noch ein Querlenker abgerissen, was ich aber schon am Telefon erfahren hatte.

Hier nun einige Bilder von der Besichtigung:

 

Na ja, nicht wirklich toll, aber auch nicht wirklich schlimm. Der Lack war gut, glänzte und abgesehen von dem Seitenteil sah die Karosserie nicht mal schlecht aus. Der Querlenker war ersetzbar. Meine Planung sah vor die Verbreiterung rechts zu entfernen, den Unfallschaden an Blech und Kunststoff zu beseitigen, den anderen Rost unter Kontrolle zu bringen, die Verbreiterung wieder zu montieren und dann beide Seitenteile lackieren zu lassen sowie den verbastelten Innenraum wiederherzustellen.

Nachdem ich den Querlenker in der Tiefgarage des Vorbesitzers erneuert hatte ging es mit roten Schildern zu meiner Halle wo ich dann einige Tage später mit der Demontage begann. Dabei kam dann doch mehr Rost zutage als gedacht und die Einschlagstelle des Subaru´s erwies sich auch als tiefer als gedacht.

 

 

 

An dem Punkt sah ich ein, daß ich nicht drumrum kam die linke Verbreiterung ebenfalls komplett zu entfernen. Unter der fand sich dann ebenfalls ein großes "Fenster" im Schwellerende.

 

 

Da ich mit Blech und Schweißgerät nicht besonders gut umgehen kann entschloß ich mich die Schweißarbeiten dem Karosseriebauer meines Vertrauens zu überantworten. Er trennte die Seitenteile teilweise und die Innenradkästen komplett raus und schweißte zuerst neue Inneradkästen (Originalteile) ein.

 

 

 

Nachdem der Karosseriebauer die Seitenteile wieder aufgeschweißt hatte baute er neue Radläufe "frei Hand". Das war nötig, weil die Serienradläufe für die breiten Räder des Fritzinger-Umbaus zu tief sitzen würden. Die Schwellerenden und die Endspitzen entstanden ebenfalls in Handarbeit weil es hierfür keine Reparaturbleche gibt. Das Ergebnis sollte wieder einige Jahre halten.

 

 

 

 

 

 

Während das Auto beim Schweißen war beschäftigte ich mich mit der unfallgeschädigten GFK-Verbreiterung. Mit Hilfe von einigen Quadratzentimetern Glasfasermatten und dem zugehörigen Harz konnte ich sie wieder in Form bringen und die Risse reparieren.

 

 

Nachdem der Blechkünstler mit seiner Arbeit fertig war montierte ich die Anbauteile wieder vorläufig und fuhr das Auto wieder mit roten Schildern zurück in meine Halle. Dort kamen die Teile wieder ab und das Auto mal auf vier Unterstellböcke damit ich dem Unterboden zuleibe rücken konnte. Den hab ich mit Flex und Bohrmaschine sowie einigen Drahtbürsten entrostet, mit Rostumwandler behandelt, grundiert und die Blechstöße neu abgedichtet.

Als nächstes begann ich damit die Seitenteile für die Remontage der Verbreiterungen vorzubereiten. Ich grundierte sie und versah mit etwas Farbe.

 

 

 

 

Nun kamen die Verbreiterungen wieder dran. Sie werden verklebt und ausserdem von innen mit den Blechseitenteilen verschraubt.

 

 

 

Um die Bildung von Rissen am Übergang vom Blechseitenteil zur GFK-Verbreiterung zu verhindern habe ich anschließend diesen Spalt mit Glasfasermatten und -harz überlaminiert.

 

 

 

 

Dabei hab ich auch die Schweller wieder zusammenlaminiert, die ich zur Demontage der Verbreiterung durchgesägt hab weil ich nicht die kompletten Schweller abmeißeln wollte.

An diesem Punkt habe ich mich wieder mal durchgerungen den Restaurierungsumfang zu erweitern. Bisher hatte ich vor nur das Heck lackieren zu lassen. Da ich aber im Lauf der Arbeiten unterm Auto noch einige Schäden im GFK an der Front (Parkrembler) ,Risse am Übergang von den Kotflügeln zur Front (wegen fehlender Verschraubungen) und Durchrostungen an den Türen gefunden hatte beschloß ich das Auto doch komplett zu machen.

 

 

Die fehlenden Verschraubungen rüstete ich nach, die Schäden am GFK laminierte ich und die Türen landeten auf dem Schrott. Ich hatte zwischenzeitlich ein Schlachtauto gekauft, das Ersatztüren spendete.

Im Laufe der Vorbereitungen zur anstehenden Komplettlackierung zerlegte ich praktisch das ganze Auto. Die Sitze, Teppiche, Scheiben, Dachhimmel ,die Innenverkleidungen und die Innereien der Türen wurden entfernt sowie Anbauteile wie Kofferraum- und Motorraumklappen, Scheinwerferdeckel und Heckspoiler abgebaut. Nur die Technik (Antrieb, Achsen) und nicht ohne großen Aufwand zu demontierende Teile wie Frontscheibe und Amaturenbrett blieben drin.

 

 

Ein Bekannter spachtelte das Auto grob vor, bevor das Auto zum Lackierer ging. Dabei fand sich dann noch ein Riss im GFK-Schweller, den ich noch flicken mußte. Gleiches Problem trat an der Heckstoßstange auf. Die hatte Brandschäden von den Endrohren der Sebring-Anlage, die beim Kauf montiert war, sowie Risse in den Ecken. Ferner wich ich vom Originalzustand ab indem ich die Öffnungen für die Scheibenwaschdüsen in der Frontklappe sowie das Antennenloch im Dach zuschweißte.

Hier nun einige Bilder vom gespachtelten Auto:

 

 

 

 

 

 

Die Anbauteile machten auch mehr Arbeit als gedacht. Die "neuen" Türen hatten Kantenrost an zwei kleinen Stellen, die Tankklappe ebenfalls und die Frontklappe sowie die Scheinwerferdeckel leider auch. Die Heckklappe übernahm ich vom Schlachtauto, entfernte aber vorsichtshalber die Abdichtung um die Blechkanten auf Rost zu untersuchen. Glücklicherweise blieb die Heckklappe ohne Befund. Ich grundierte sie und dichtete sie neu ab. Die anderen Teile wurde entrostet, grundiert und ebenfalls neu abgedichtet. Ausserdem bekamen die Türen großflächig Teermatten zur Dämmung eingeklebt.

 

 

 

 

In diesem Zustand gingen Auto und Anbauteile per Hänger zum Lackierer. Dieser schliff die noch unbearbeiteten Flächen an und füllerte Auto und Anbauteile.

 

 

 

Nach einigen Wochen lieferte der Lackierer die Karosse und die Teile ab. Zwar war und bin ich mit dem Ergebnis nicht völlig zufrieden, aber der Preis stimmte.

 

 

Beim verwendeten Farbton wich ich ein weiteres mal vom Original ab. Statt des originalen Uni-Rot ließ ich einen Metallic-Farbton vom Ford Mustang auftragen. Es handelt sich hierbei um einen Perleffektlack, der je nach Lichteinfall und -intensität etwas den Farbton wechselt. Das oben sichtbare Dunkelrot schimmert dann zeitweise etwas heller und teilweise auch Violett.

Als nächstes stellte ich das Auto wieder auf Unterstellböcke um den Unterboden und die Hohlräume zu versiegeln. Der MR2 hat glücklicherweise Zugänge zu sämtlichen Hohlräumen in Form von Gummistopfen, die mit jeweils 30 Zentimeter Abstand zueinander entlang der Träger angebracht sind. Ich lieh mir beim Karosseriebauer meines Vertrauens, der auch schon für die Schweißarbeiten zuständig war, eine spezielle Hohlraumpistole aus und pumpte mit deren Hilfe sechs Liter Hohlraumschutzwachs in sämtliche Hohlräume der Karosserie, der Türen und Klappen. Anschließend überzog ich den Unterboden mit einer Schicht Unterbodenschutz auf Wachsbasis. Unangenehmer Nebeneffekt dieser Aktion ist, daß das Auto an heißen Tagen immernoch nach Wachs müffelt und ab und an auch Wachs aus den Hohlräumen tropft. Solange es jedoch gegen Rost schützt ist mir das völlig gleich.

Da die Karosserie selbst jetzt soweit fertig war ging es endlich an den Zusammenbau. Ich begann damit die Türen anzubauen und diese wieder mit Griffen, Schlössern, Kabelbäumen, Fensterhebern, Seitenscheiben und Dichtungen zu bestücken.

 

 

Nachdem die Türen dran waren baute ich zusammen mit einem Kumpel eine Alarmanlage ein und rüstete Kabel für die geplante Musikanlage vor sowie einige Kabel für mehrere elektrische Spielereien von denen ich später noch berichten werde.

Als nächstes bekam das Auto wieder seine ganzen Anbauteile wie Scheinwerfereinsätze und -deckel, neu getönte hintere Scheiben, Dachspoiler, Aussenspiegel, Heckklappe, Heckspoiler, Glasdach, usw... Auch die Innenradkästen fanden wieder zurück an ihren Bestimmungsort und wurden dort verschraubt/verklebt sowie abgedichtet.

Beim Zusammenbau ergab sich eine weitere Abweichung vom originalen Zustand. Ich hatte zufällig bei eBay einen Satz Rückleuchten eines US-MR2´s späteren Baujahres ersteigern können und baute sie ein, auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß es Probleme geben würde ein passendes kleines Kennzeichen zugeteilt zu bekommen. Dies ist nötig, weil sich durch die weiter nach innen gezogenen Leuchten ein wesentlich kleinerer Nummerschildausschnitt ergibt.

 

 

Auf diesem Bild sind auch schon die Endrohre der neuen Auspuffanlage zu sehen, die inzwischen endlich geliefert worden war. Hierbei handelt es sich um einen Endtopf von ToyotaTeamEurope (Toyota Motorsportabteilung Europa). Er ist komplett aus Edelstahl gefertigt und wohl die beste Alternative, weil die eingetragene Fritzinger-Auspuffanlage leider nicht mehr existent ist.

 

 

Nachdem nun die Karosserie aussemherum wieder soweit komplett war paßte ich noch schwarze Alugitter in die Lufteinlässe der Front ein, montierte anstelle der originalen Nebelscheinwerfer Tagfahrleuchten von Hella sowie weiße Blinkergläser.

Sodann ging es mit dem notdürftig präparierten Auto Dienstags zum TÜV, denn der war inzwischen abgelaufen. Notdürftig präpariert deswegen, weil zu dem Zeitpunkt nur Fahrersitz und -gurt montiert waren. Die Teppiche und Verkleidungen fehlten noch. Jedoch drängte die Zeit, das Auto sollte Freitags auf dem Treffen in Speyer seinen Rollout erleben.

Noch Mittwochs zog ich auf die Borbetfelgen neue Reifen auf und montierte sie mit den zugehörigen Spurverbreiterungen ans Auto. Die Felgen sind poliert und die Felgensterne samt selbst gefertigten flachen Deckeln in Wagenfarbe lackiert worden.

Hier die Felgen vor der Lackierung:

 

Nachdem Mittwochs die Deckungskarte eintraf konnte ich das Auto Donnerstags bei der Zulassungsstelle vorführen und bekam bei der Zulassung auch das erhoffte kleine Kennzeichen fürs Heck zugeteilt.

Donnerstag nachmittags wand ich mich dann dem Innenraum zu. Sämtliche Teppiche sowie die Sitze hatte ich mit Hilfe eines Dampfstrahlers vom Schmutz der letzten 17 Jahre befreit. Auf diese Weise grundgereinigt konnten sie zusammen mit gebraucht gekauften Türverkleidungen (die alten hatte der Vorbesitzer für die Montage von Lautsprechern gelöchert), dem gereinigten Dachhimmel sowie einem neu gepolsterten und gelederten Mittelarmlehnenpolster wieder Einzug halten. Das völlig abgegriffene, rote 32er  Raid-Sportlenkrad wich einem gebraucht gekauften schwarzen Raid. Im vorderen Kofferraum hielt eine Domstrebe vom 87er-MR2 Einzug.

 

 

Der Freitag vormittag ging für die Grundreinigung des Fahrzeugs drauf. Freitag nachmittag ging es dann mit dem Auto nach Speyer auf das Treffen.

 

 

 

 

 

Nach über einem Jahr war "Der Dicke" wieder zurück auf der Straße !

 

Auf dem Treffen kam er gut an und nicht wenige Leute staunten nicht schlecht über die Gimmicks, die ich mir hatte einfallen lassen. So läßt sich der hintere Kofferraum per Fernbedienung entriegeln und die Unterbodenbeleuchtung ebenfalls per Fernbedienung ein- und ausschalten.

 

 

Über Winter hatte ich geplant das inzwischen eingebaute Radio-CD-Wechsler-Set durch eine Endstufe und vernünftige Lautsprecher zu ergänzen und den Heckspoiler durch einen von einem 89er-US-MR2 mit eingelassener dritter Bremsleuchte zu ersetzen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt...

Denn der Dicke bereitete er mir nur kurze Zeit Freude. Nach etwa 1000 Kilometern verabschiedete sich die Maschine. Na ja, sie hatte auch schon 150000 Kilometer runter und war eh nur als Behelf bis zu einem geplanten Update gedacht. Das zieh ich jetzt eben vor, auch wenn der Krater in meinen Finanzen dadurch noch tiefer wird.

Ich werd diesen bericht dann also im kommenden Frühjahr weiterführen. Dann gibt es Details zum Motorupdate. Bis hierher schon mal:

 

Danke für´s Lesen !

 

PS: Falls Ihr noch Fragen habt bin ich unter webmaster@toyotacarina.de per Mail erreichbar.